Wir haben die Rückreise in die Niederlande angetreten. Ich bin nicht allein unterwegs, sondern mit unserem Steuermann Wilm. Wir wollen am kommenden Freitag in List auf Sylt sein und nehmen dort Heinz und Klaus auf. Zu viert fahren wir dann weiter nach Enkhuizen.
Gestern sind wir von Kopenhagen zur Insel Hesselø gesegelt und haben dabei die ersten 58 sm zurückgelegt. Das Wetter war zum Schluss recht rau mit Schauerböen und einer Gewitterzelle, die glücklicherweise an uns vorbeigezogenen ist, als wir schon vor Anker lagen. Wir wollen über den Limfjord in die Nordsee fahren, da wir diese Route noch nicht genommen haben.
Heute haben wir nach 14 Stunden und 77 sm meist hart am Wind Hals erreicht.
Wir freuen uns auf zwei interessante Wochen.
Was für ein Tag! Auf Grund gelaufen und so richtig fest gesessen!
Morgens stelle ich fest, dass am Vortag wohl unsere Batterien unter Motor nicht geladen wurden. Ich mache für eine Nacht selten Landstrom dran, da wir mit 360 Ah und 1500-Watt-Spannungswandler für ein oder zwei Nächte gut zurecht kommen. Also will ich später einmal nachschauen.
Der Tag beginnt dann mit Starkwind bis 33 kn. Die Hafenmeisterin klopft an unser Schiff und bittet um Hilfe, da sich eine Segelyacht losgerissen hatte und auf einem anderen Boot liegt. Zu viert können wir das Boot dann sichern.
Wir kommen dann gut aus der Marina raus und freuen uns anfangs über schönen Wind auf Raumschotkurs. Vor Aalborg läßt er dann nach und wir fahren weiter unter Maschine, was mir die Gelegenheit gibt, Fehlersuche zu betreiben, während Wilm am Steuer ist. Die Brücken in Aalborg nehmen wir mit einiger Wartezeit und weiter geht’s.
Ich bin unter Deck bei der Fehlersuche. Die Spannung an der Starterbatterie beträgt 15,5 V. So hoch dürfte sie auf keinen Fall sein. Die Verbraucherbatterie wird gar nicht geladen. Ich messe die Spannung an der Trenndiode und finde den Fehler. Die Lichtmaschine liefert 20,8 Volt und die Trenndiode ist auf der Verbraucherseite durchgebrannt. Ich denke noch, wird wohl der Laderegler sein, da ruft mein Steuermann: „Wir haben keine Tiefe mehr!“ und von jetzt auf gleich hatten wir auch keine Fahrt mehr. Wir sind mit Vollgas aufgelaufen und schauen vorne leicht nach oben.
Wir versuchen es Vollgas rückwärts jedoch ohne Wirkung. Der Wind ist günstig und wir setzen auch das Großsegel. Aber nichts tut sich. Weit und breit kein anderes Schiff zu sehen. Uns sind während des Morgens nur drei Motorboote begegnet. Es ist hier scheinbar nicht so stark befahren.
Wir machen das Dinghi klar, ich nehme den Anker mit 6 m Kettenvorlauf und 40 m Ankerleine auf und lasse ihn so weit wie möglich achteraus fallen. Wir kurbeln ihn über die Winsch stramm, aber er findet keinen Halt. Beim zweiten Mal hält er besser, aber wir bewegen uns immer noch nicht. Also habe ich die Idee die Ankerleine ans Spifall zu binden, um uns stärker zu krängen. Wir krängen danach zwar etwas mehr, aber der Anker rutscht leicht nach und wir bewegen uns nicht.
Dann kommt ein kleines Motorboot von 6 bis 7 m vorbei und bietet seine Hilfe an. Ich will ihm meine Leine geben. Aber er meint, seine Leine wäre besser. Ich biete ihm ein paar Bier zur Entlohnung an. Er willigt ein. Alles klar, denke ich, doch nicht der halbe Schiffswert. Ich glaube, ich bin einfach zu misstrauisch. Nach Seerecht ist der halbe Schiffswert bei erfolgreicher Bergung fällig, wenn man ohne Preisvereinbarung die Leine des anderen nimmt. Er zieht mit seinen gefühlten 20 PS, wir kurbeln das Spifall und geben Vollgas rückwärts. Wir bewegen uns immer noch nicht. Wir versuchen etwa eine halbe Stunde alles. Dann brechen wir ab und er empfiehlt, die 112 anzurufen und um Hilfe zu bitten.
Das mache ich dann auch und werde zur der dänischen Rettungsstelle weitergeleitet. Sie wollen versuchen, einen Abschleppdienst zu organisieren, aber es sei nicht so einfach. O.k. wir stellen gerade alle Arbeiten ein, als noch eine Segelyacht vorbeikommt und auch ihre Hilfe anbietet. Sie ist etwa 13 m lang und wahrscheinlich etwas besser motorisiert, denke ich. Ich nehme meine 40-m-Leine und fahre mit dem Dinghi hinüber, aber meine Leine ist zu kurz. Er kann auch nicht näher heran wegen der Wassertiefe. Aber irgendwie schaffen wir es so nah beieinander zu kommen, dass er mir noch eine Leine herüberwerfen kann, die ich mit unserer verbinde.
Also auf ein Neues! Die Segelyacht zieht, wir kurbeln und geben Vollgas rückwärts. Aber leider bewegen wir uns immer noch nicht. Nach ein paar Versuchen brechen wir ab. Dann schlägt er über Funk vor, ob wir die Ankerleine vom Spifall abmachen wollen und er dort einmal ziehen soll. Klingt gut für uns. Uns ist mittlerweile sowieso jeder Plan recht. Wir bauen alles um, die Ankerleine wieder auf die Winsch und die Abschleppleine ans Spifall.
Wir geben wieder Vollgas rückwärts und kurbeln die Ankerleine rein. Die Segelyacht zieht kräftig am Mast, was Wirkung zeigt. Die Jambo legt sich auf etwa 50 Grad Krängung und fängt plötzlich an, sich langsam zu bewegen und dann immer schneller und dann sind wir endlich frei. Hurra!!!
Wir freuen uns, bedanken uns und machen die Abschleppleine los.
Wir hängen aber noch am Anker, der ja nicht schlecht gehalten hat. Bei 5 Bft dauert es nochmals einige Zeit, bis er eingeholt ist. Dabei laufen wir auf der anderen Fahrwasserseite fast wieder auf Grund. Das hätte noch gefehlt.
Wir fahren nur noch zur nächsten Marina und liegen nun in Gjøl. Die Hafeneinfahrt ist sehr flach und selbst wir haben mit unseren 1,55 m Tiefgang keine Handbreit mehr unterm Kiel.
Das ist unser Tag gewesen und wieder einmal haben wir etwas dazu gelernt. Normale Motorkraft genügt, um uns so stark zu krängen, dass wir auch wieder frei kommen können, wenn wir einmal so richtig festsitzen.
Leider habe ich keine Bilder gemacht, nur am Ende ein paar hastige Filmaufnahmen. Aber dafür hat man in solchen Momenten einfach nicht den Kopf.
Die Batterien kann ich übrigens noch mit der Lichtmaschine laden, indem ich den Verbraucherkreis an der Trenndiode auf den Kreis der Starterbatterie lege. Wenn die Batterien nicht ganz voll sind, ist der Spannungsabfall so groß, dass so um die 14 Volt an den Batterien anliegen. Wir kommen damit hoffentlich erst einmal über die Runden. Aber wenn wir zurück sind, will ich mir einen externen Laderegler zulegen, der auch die passende Ladekurve fährt, vielleicht einen von Sterling. Morgen geht es weiter nach Thyborøn.
Ereignisarmer Tag!
Wir sind nach 67 sm in Thyborøn angekommen. Es war ein eher nasser Tag mit so einigen Regenschauern. Wir sitzen nun gemütlich in einer Pizzeria und freuen uns, dass es morgen auf die Nordsee geht!
Ein schöner Segeltag!
55 sm sind von Thyborøn hierher zusammengekommen. Wir sind hart am Wind bei 4 Bft unterwegs gewesen und haben einen Kreuzschlag machen müssen.
Die Marina hier ist wahrlich keine Schönheit und wir sind das einzige Sportboot hier. Sie bietet sich aber an, um hier auf Fahrten nach Norden oder umgekehrt, die Nacht zu verbringen, einzukaufen und zu tanken. Restaurants gibt es hier natürlich auch. Leider isst man hier in Dänemark für unser Befinden ungewöhnlich früh und nach 20 Uhr wird es schon schwierig. Gestern hatte wir Glück, dass wir noch spät etwas bekamen. Heute wird wieder einmal an Bord gekocht. Wilm bereitet das Abendessen vor, wir genießen das Bordleben und lassen den Abend ausklingen.
Ein Segeltag ganz nach unserem Geschmack!
Wir hatten Windstärke 6 bis 7 aus Nordost, sind vorm Wind losgesegelt mit Kurs Südsüdwest und hatten nur die Genua gesetzt, anfangs noch voll. Aber als die Böen dann bis auf 31 kn rauf gingen, war es zu viel Tuch und der Autopilot fing an sich so kräftig zu versteuern, dass das Segel auf die andere Seite schlug und dann wieder zurück mit einer Wucht und einem Knall, dass wir dachten, es zerreißt uns das Segel. Nach dem zweiten Mal haben wir die Segelfläche um 1/3 reduziert und der Autopilot konnte den Kurs dann besser halten auf Kosten eines 1/2 Knoten Fahrtgeschwindigkeit.
Trotzdem war es eine Rauschefahrt. Bei einem Wellengang von 3 m bis teilweise 4 m konnten wir die Wellen hinab surfen. Spaß pur!
Nach 56 sm liegen wir nun auf Fanø, der Insel vor Esbjerg. Wir sind erst zum kleinen Yachthafen durchgefahren, aber die Zufahrt war etwas flacher und wir hätten morgen früher los gemusst als geplant, da wir vom Tidenstand abhängig sind. Also sind wir umgekehrt und liegen jetzt an der Promenade. Der Ort selbst ist wirklich sehr nett, aber wirkt um diese Zeit schon fast wie ausgestorben.
Ankunft auf Sylt!
Nach 37 sm wiederum auf Raumschotkurs bei 5 bis 6 Bft und zufällig optimaler Nutzung des Tidenstroms, ablaufend von Fonø und auflaufend nach Sylt, sind wir im Hafen List angekommen. Der Hafen ist sehr klein, aber wir haben einen guten Liegeplatz gefunden.
Hier haben wir Heinz und Klaus an Bord genommen und zu viert geht es weiter Richtung Heimat.